Interview mit Maggie Kozuch
Margareta ''Maggie'' Kozuch - Spitzensportlerin
30.10.1986
Weltklasse-Volleyballerin
336-malige deutsche Nationalspielerin
deutsche Volleyballerin des Jahres 2010-14
Champions League Siegerin 2016
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Hallo Maggie Kozuch!
Erst mal ein großes Danke, dass du dir für Suedtirol.Vision Zeit nimmst. Eine Volleyballspielerin deines Formats macht sich natürlich immer Gedanken, die Performance zu optimieren. Auf die Ernährung gesehen, wählst du eine sehr pflanzenbasierte Kost. Kannst du uns erzählen wie du genau auf diese Ernährungsweise gestoßen bist?
Ich habe schon immer wenig Fleisch gegessen und in meinem Leben habe ich wenig davon gekauft. Wenn, dann war es schon auf dem Tisch oder im Restaurant, aber es mir selber zu kaufen... es war irgendwie fast gar nicht auf meinen Einkaufslisten. Instinktiv war es also nicht das, wonach mein Körper rief. Und da sind wir genau beim Punkt. Im Sport und auch bei dem Thema gibt und gab es sehr viele unterschiedliche Meinungen. Einige Trainer waren absolut nicht dafür, dass ich meinen Fleischkonsum komplett beende.
Länger habe ich dann wenig gegessen oder es liegen lassen. Bei uns Zuhause wurde alles aufgegessen, was auf dem Teller ist, weswegen es mir schwer fiel. Ich sah eine Weile keinen anderen Weg und konnte dem Druck nicht standhalten.
Irgendwann las ich ein Buch zum Thema "Körper in seiner Ganzheit " und daraufhin beschloss ich meinem Instinkt zu folgen und fühlte mich wunderbar. Untermauert wurde dies durch meine Tierliebe...das furchtbare Behandeln der Tiere, welche wir dann konsumieren sollen, ist nicht auszuhalten.
Ich fing langsam an, auch wenn die Umstellung für mich persönlich nicht schwer war. Es war natürlich. Ich studierte Alternativen und lass mich bis heute noch von Spezialisten beraten. Damals gab es da noch nicht so eine Offenheit wie heute.
Erstmal verzichtete ich auf rotes Fleisch, dann auf jegliches Fleisch, dann auch auf Fisch und mehr und mehr auf Käse. Zusätzlich versuchte und versuche ich mich so gut es geht glutenfrei zu ernähren oder nur Dinkelmehlprodukte.
Wir haben gelesen, dass du deine sportlichen Erfolge teilweise auch auf deine Ernährungsweise zurückführt. Kannst du uns erklären warum?
Ich habe gerade bei unserem letzten Turnier, welches nun schon eine Weile her ist, akut gemerkt, dass ich nicht so gut regenerierte. Das heisst, meine Muskel waren müde und meine Gelenke taten weh. Da kam bei mir direkt der Impuls mich die nächsten Tage nur noch komplett vegan und glutenfrei zu ernähren, denn das Turnier sollte lang werden :) Damit habe ich mich viel besser gefühlt. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir wieder mehr und mehr lernen auf die Stimme unseres Körpers zu hören. Das sollte sich jeder selbst wert sein. Das versuche ich. Jeder Körper ist anders und geht bestimmte Phasen durch, denen wir Beachtung schenken sollten.
Viele Menschen empfinden es als sehr anstrengend, sich Gedanken machen zu müssen, was sie denn als nächstes essen. Hättest du als Profisportlerin einige Tipps, welche du mit unserer Community teilen könntest?
Oh ja, das kann ich mir vorstellen. "Aller Anfang ist schwer" trifft da gegebenenfalls zu - denn meiner Erfahrung nach ernähren wir uns in der heutigen Gesellschaft, unter anderem aufgrund des Angebots und der Verarbeitung eher fragwürdig. Gewisse Informationen und Dinge hätten in unserem Essen und Trinken nichts zu suchen und doch tun sie es und erschweren somit oft dem Weg zum vitalen Leben. Dinge, die dagegen enthalten sein sollten verschwinden. Das ist nicht wirklich eine reichende Hand.
Und trotzdem macht es keinen Sinn verzweifelt zu sein, denn diese gibt es an anderen Stellen. Wir haben viele Kräfte in uns, die wir uns noch nicht mal zu träumen wagen. Sobald diese einmal aktiviert sind, erlebt man unfassbare "Aha-Momente". Diese sind es definitiv wert.
Vielleicht benötigt es ein wenig Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den Themen, aber kleine Bereiche können sehr schnell erhellt werden. Also ein wenig Eigenverantwortung, Liebe zum Leben und so achtsam wie möglich leben und miteinander umgehen.
Ich habe erlebt, dass es innere Prozesse sind, die die nötige Motivation und Selbstverständlichkeit, für sich selber gut zu sorgen, bringen und es dann Phasenweise gar nicht mehr in Frage kommt zu gewissen Produkten zu greifen oder auf etwas zu verzichten, da die Lebensqualität damit direkt in Verbindung steht.
Es erweitert also das Bewusstsein sehr und stärkt dazu auch noch. Ich habe mal gelesen, dass wir oftmals essen, als wären wir eine Mülltonne. Das hat oft mit fehlender Liebe zu sich selbst zu tun. Wir sollten Körper, Geist und Seele so zu behandeln, dass wir voller Energie und glücklich sind.
Im Sport merke ich es sehr stark, dass wir uns versuchen mit Essen zu belohnen, zu bestrafen oder etwas auszugleichen, dabei sollte es einen ganz anderen Ansatz geben.
Ich empfehle sich zu belesen und wenn möglich mit Spezialisten in den Austausch zu gehen. Und, probiert aus und achtet auf die Antworten eures Körpers.
Ein kleiner Routine-Tipp: Routinen sind beim Sport überall vorhanden. Sie bringen Sicherheit und Stabilität. Fangt mit kleinen Routinen an und am besten denen, die euch am leichtesten fallen. Morgens nach dem Aufstehen Ölziehen oder Zitronenwasser trinken. Oder die erste morgendliche Aktion zu verändern und statt zum Handy zu greifen Fenster auf und Luft einatmen oder aber Barfuß in den Garten gehen. DAS WIRKT WUNDER. Es gibt so viel.
Andere mögen vielleicht Bewegungen oder joggen. Tut, was euch erfüllt und ihr euch damit lebendig fühlt. Denn das ist ein unglaubliches Gefühl. Und hör auf jeden Fall auf dich selbst. Vielleicht kommen dir manchmal Zweifel oder du möchtest deine Pizza umbedingt mit Mozzarella bestellen: denk daran, dass du das alles nicht nur für dich selbst tust.
Und wenn es gar nicht geht, dann macht euch nicht fertig, sondern beobachtet euch und versucht zu merken, was dieser Zustand mit euch macht. Zuhören ist in diesem Fall mit das Wichtigste.
Bonus Frage: Ist in nächster Zeit ein Südtirol-Trip geplant? :-)
Hehe, wer weiss heute schon was morgen ist..wenn euch dieser kleine Einblick gefallen hat, dann könnte es ja eine weitere Talk- und Reflektionsrunde, verbunden mit einem Trainingslager geben.