Für unsere Umwelt


"... der menschliche Appetit nach tierischem Fleisch ist eine der treibenden Kräfte hinter nahezu jeder Hauptkategorie für Umweltzerstörung, welche jetzt die Zukunft der Menschheit gefährdet..." (Worldwatch Institute)

In den Rubriken Gesundheit, Mythen und Ethik zeigen wir dir die negativen Folgen des Fleisch - und Milchkonsums auf individueller Ebene - also auf Deine persönliche Gesundheit und das Wohl der Tiere. Aber die Viehwirtschaft hat noch viel weitreichendere Konsequenzen. Durch das Töten von Milliarden von Farmtiere töten wir nicht nur uns selber, sondern auch unsere Mutter Erde.

Die negativen Folgen der globalen Viehwirtschaft sind vielseitig und weitreichend. Unser unersättlicher Hunger nach Fleisch ist nicht nur einer der größten Mitverschulder der Klimakrise, sondern unter anderem auch hauptverantwortlich für das Artensterben, die Abholzung der Regenwälder, die fortschreitende Verwüstung und das Auftreten von sogenannten "ocean dead zones" (National Ocean Service).

Der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukten ist mit Abstand der weitreichendste Schritt, den du als Einzelperson machen kannst, um deinen ökologischen Fußabdruck zu senken.

Erst 2018 erschien die größte jemals durchgeführte Studie zum Thema Nahrungsmittel und Umwelt (Poore/Nemecek, 2018). Die Arbeit, die über 1500 Artikel und Daten aus 39.000 Farmen in 119 Ländern zusammenfasst, untersucht die Auswirkung der Lebensmittelproduktion auf unsere Umwelt. Und die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

Die Herstellung von Fleisch, Aquakulturen, Eiern und Milchprodukten beansprucht 83% des weltweiten Ackerlands und ist verantwortlich für 56 - 58 % der Emissionen aller Lebensmitteln. In Österreich sind es rund 80% der landwirtschaftlich genutzten Flächen, die für die übermäßige Nutztierhaltung genutzt werden. (ORF, 09.06.20)

Die genannten Produkte machen allerdings nur 18% der insgesamt von uns verzehrten Kalorien aus.

Der Wechsel von einer typisch westlichen Diät hin zu einer pflanzen-basierten Ernährung ohne tierische Produkte hat das Potential, die dafür nötige Landnutzung um 76% zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen um 49% zu senken. Die Versauerung der Böden und der Meere und die Eutrophierung wird dadurch um 50% bzw. 49% reduziert, der Verbrauch von kostbarem Frischwasser um 19%.

Poore, einer der Autoren der Studie, sagte in einem Interview, dass der Verzicht von tierischen Produkten weitaus größere Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen hat, als das Einschränken von Flügen oder das Kaufen eines Elektroautos (The Guardian, 31.05.2018).

Eine gute Zusammenfassung der Studie findest du hier.

Bild: Annie Spratt/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Wenn wir von Treibhausgasen bezogen auf Viehwirtschaft sprechen, dann sprechen wir meist über Methan Distickstoffmonoxid (N20).

Bei den von der Tierhaltung ausgestoßene Treibhausgasen handelt es sich meist um Methan und Distickstoffmonoxid (N20).

Hier kurz einige Fakten:

  • Methan ist in der Lage, den Planeten in einem Zeitraum von 20 Jahren etwa 80 Mal so stark zu erwärmen wie Kohlenstoffdioxid (CO2) (Popular Mechanics, 29.08.2019)

  • Distickstoffmonoxid wirkt 300 Mal so stark wie Kohlenstoffdioxid (CO2) (The Conversation, 08.12.2014)

  • Die Viehwirtschaft ist für 37% bzw. 65% des insgesamt ausgestoßenen Methans bzw. Distickstoffmonoxids verantwortlich (FAONewsroom, 29.11.2006)

Diese Zahlen sind besorgniserregend und erschreckend zugleich.

Erfreulicherweise sinken in der aktuellen COVID-19 Pandemie die globalen CO2.-Emissionen (Scientific American, 07.04.2020). Viele Megastädte wie Neu Delhi und Peking erfreuen sich zum ersten Mal seit langer Zeit an frischer Luft und einem blauen Himmel. Die Methan- und N20-Ausscheidungen steigen hingegen unverändert. Und diese Gase haben leider noch viel gravierendere Folgen.

Laut der FAO der vereinten Nationen ist die globale Viehwirtschaft für 14,5% der Treibhausgasemissionen verantwortlich - mehr als der gesamte Transportsektor vereint (FAO).

Eine Studie der Umweltexperten Robert Goodland und Jeff Anhang kommt sogar noch zu dramatischeren Zahlen. Ihren Berechnungen zufolge ist die globale Viehwirtschaft für 51% der jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich (Goodland/Anhang, 2009). Die Unterschiede zur Berechnung der FAO (Food and Agriculture Organization) werden in der Arbeit genau erläutert. Unter anderem berücksichtigen Goodland und Anhang in ihrer Berechnung die Folgen der Schaffung von neuem Weideland: 1 Hektar Wald speichert bis zu 200 Tonnen CO2. Durch die Abholzung wird das gespeicherte Treibhausgas in die Atmosphäre freigesetzt.

Umso dramatischer ist es also, dass ein Großteil der weltweiten Waldrodungen im Zusammenhang mit der Fleischproduktion stehen. Die Viehwirtschaft ist für 80% der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes verantwortlich (Mongabay, 29.01.2009). Im letzten Jahrzehnt alleine ging so eine Waldfläche in der Größe von Island verloren. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2009. Leider haben wir seitdem ein weiteres Jahrzehnt verstreichen lassen, mit noch dramatischeren Waldverlusten.

Brasilien ist mittlerweile zum weltweit größten Exporteur von Rindfleisch aufgestiegen. Wenn du nur lokales Fleisch isst und damit glaubst, keinen Anteil an der Abholzung der Regenwälder zu haben: große Waldflächen werden für den Sojaanbau gerodet. Dieses wird aber nicht für uns Menschen verwendet, sondern endet großteils als Tierfutter unter Anderem bei unseren heimischen Kühen, Schweinen und Hühnern.

Mit folgendem Vergleich lassen sich die die katastrophalen Folgen von Fleischkonsum auf unser Klima besser veranschaulichen: Ein Kilo Rindfleisch ist verantwortlich für mehr Treibhausgasemissionen, als 3 Stunden lang mit dem Auto zu fahren und dabei zu Hause alle Lichter brennen zu lassen. (NewScientist, 28.07.2007)

Viele vermuten wahrscheinlich, dass der Konsum lokaler Nahrungsmittel das Wichtigste sei, um die Umwelt zu schützen. Natürlich sind regionale Nahrungsmittel zu bevorzugen, so kann man viele Transportkosten einsparen. Eine Wissenschaftlerin der Oxford Universität schreibt allerdings in einer Studie, dass die größeren Prioritäten zum Schutz unserer Umwelt darin liegen, erstens weniger Fleisch und Milchprodukte zu konsumieren und zweitens nur soviel zu essen, wie man wirklich benötigt. (Garnett, 2011) Deshalb tragen vegan lebende Menschen auch den kleinsten Teil von Lebensmittel bedingten Treibhausgasemissionen bei. (Scarborough et al., 2014)

Die Begrenzung von der Produktion von tierischen Lebensmitteln könnte einen massiven Beitrag zur Erreichung der internationalen Treibhausgasziele leisten, bevor die Klimaauswirkungen unumkehrbar werden. (Goodland, 2013)

Dabei ist die Produktion von tierischen Produkten nicht nur fatal für unser Klima, sondern auch extrem ineffizient.

Bild: Marcin Jozwiak/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

70% des globalen Farmlandes wird für die Viehwirtschaft genutzt (The Guardian, 2017).

Diese Zahl ist umso dramatischer, wenn wir uns folgende Tatsache vor Augen halten: Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. 822 Millionen Menschen hungern, 2 Milliarden leiden an Mangelernährung (Welthungerhilfe).

Die USA alleine könnte mit dem Getreide, das derzeit als Tierfutter verwendet wird, 800 Millionen Menschen zusätzlich ernähren. 40% des globalen Getreideanbaus wird als Tierfutter verwendet, anstatt Menschen zu ernähren (Cornell Chronicle, 1997).

Laut einer Studie der Harvard Universität braucht es für die Produktion von einem Kalorien Rind- bzw. Schweinefleisch ganze 37 bzw. 12 Kalorien in Form von Pflanzen. Für eine Kalorie von Milchprodukten oder Eiern braucht es 6 Kalorien aus Pflanzen (Harwatt & Hayek, 2019). In den USA braucht es z.B. 41 Millionen Tonnen Pflanzenprotein, um 7 Millionen Tonnen tierisches Protein herzustellen (Cornell Chronicle, 1997).

Auch der Wasserverbrauch bei tierischen Produkten ist immens.

Die Redaktion von warenvergleich.de hat den Wasserverbrauch von 28 Lebensmitteln untersucht. Lebensmitteln mit dem geringsten Verbrauch waren bis auf eine Ausnahme alles Pflanzen. Darunter sind etwa Tomaten (110 Liter) oder Gurken (350 Liter) besonders sparsam. Unter den 10 Lebensmitteln mit dem höchstem Wasserverbrauch fanden sich gleich 4 Lebensmittel tierischer Herkunft -Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel und Eier. Für einen Kilo braucht es dabei je 15.490, 4.730, 4.000 bzw. 3.300 Liter (fitforfun, 25.05.2018).

Diese Tabelle zeigt auch, dass Kakao und Röstkaffee alles andere als wassersparend sind. Diese Produkte werden aber großteils auf Hochebenen in tropischen Ländern wie Uganda, Tansania oder in Mittel- oder Südamerika angebaut. Dort ist ausgiebiger Niederschlag nichts Außergewöhnliches, weshalb Wasser keine Mangelware darstellt. Zudem sind die Menschen dort auf die Produktion dieser Waren angewiesen. Ein anderes Beispiel stellt z.B. der Avocadoanbau in Kalifornien dar: dort herrscht Wassermangel. Es macht also keinen Sinn, Produkte wie Avocados anzubauen. Gleiches gilt u.A. für die riesigen Rinderfarmen, die für den Wassermangel ursächlich verantwortlich gemacht werden können.

Bild: unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Die Herstellung von tierischen Produkten ist die Hauptursache des heutigen Artensterbens und des Verlusts von globaler Biodiversität.

Wir befinden uns aktuell inmitten einer sechsten Welle des Massenaussterbens - und diesmal sind wir Menschen daran schuld. Tiere werden bis zur Ausrottung gejagt, der Klimawandel unterbricht die natürlichen Wanderungen und Paarungsverhalten, extreme Wetterereignisse bedrohen Tierbestände und Waldrodungen und Umweltzerstörung vernichten Lebensräume. Aber all diese Ursachen verblassen im Vergleich zu der Bedrohung durch unseren wachsenden Fleischverbrauch. Die Studienautoren sind sich einig: unsere Produktion von Farmtieren wird mehr Artensterben verursachen, als jeder anderer Faktor (Machovina et al., 2015; ThinkProgress, 17.08.2015).

Fisch stellt keine unbedenkliche Alternative dar.

Zu all den Problemen der Tierhaltung an Land, kommt noch die Überfischung unserer Seen, Meere und Ozeanen. Fleisch wird immer bewusster eingekauft - Fischkonsum hingegen wird als ethische Alternative und unbedenklich eingestuft. Nach offiziellen Zahlen der Europäischen Kommission sind 63 Prozent der Bestände im Atlantik überfischt , im Mittelmeer sogar 82 Prozent. Weltweit ist bereits ein Viertel der Bestände zusammengebrochen. Düstersten Prognosen zufolge wird es 2048 nichts mehr zu fangen geben (Worm et al., 2006; Zeit, 21.06.2012).

Hinzu kommt noch der gigantische Beifang, der bei gewissen Meerestieren wie Schrimps bis zu 20 Kilogramm pro Kilogramm Zielart ausmachen. Schätzungen zufolge könnten dem Ökosystem weltweit fast 38 Millionen Tonnen Meerestiere oder etwa 40 Prozent des jährlichen Weltfischfangs auf diese Weise verloren gehen. Schuld daran sind Fangmethoden und gigantische Netze, die ohne Rücksicht auf Verluste ausgeworfen werden. In den meisten Fällen gelingt es den Tieren nicht sich zu befreien und sie ertrinken (WWF, 17.09.2018).

Genaue Angaben gibt es leider keine - zu den Opfern dieses Beifangs zählen Tiere wie Seevögel, Schildkröten, Delfine oder Haie. Schätzungsweise 100 Millionen Haie und Rochen enden pro Jahr als Beifang, während im selben Zeitraum ungefähr 300.000 Wale (Großwale, Delfine und Schweinswale) in Netzen verenden (Greenpeace).

Bild: Sebastina Pena Lambarri/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Wir hoffen, du konntest dir bis hierher einen guten Überblick über das Thema verschaffen. Zusammengefasst muss man sagen, dass das ganze Wesen rund um die Tierhaltung ein riesiger Schandfleck für uns Menschen ist. Wir verschwenden kostbare Ressourcen, zerstören wertvolles Land, rotten wichtige Arten aus - und können uns dadurch nicht einmal ausreichend versorgen. Wir müssen unsere Ernährungsangewohnheiten schnellstmöglich ändern - auf individueller, aber auch gesellschaftlicher Ebene.

Es muss ein Umdenken stattfinden - und der erste Schritt liegt bei dir.


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Referenzen

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