Wieso sollte ich meine Ernährung ändern, wenn doch alle immer älter werden?

Immer wieder wird berichtet wie toll die moderne Medizin ist und dass die durchschnittliche Lebenserwartung stetig nach oben steigt. Werden wir aber wirklich immer älter oder handelt es sich um einen Trugschluss? Tatsache ist, dass der Durchschnittsmensch noch nie älter wurde wie bis vor wenigen Jahren, allerdings scheint sich diese Entwicklung wieder umzukehren. Aber lassen wir den Fakt mal außen vor. Woran liegt das also?

1881 gelang Robert Koch der Nachweis des Erregers der Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis). Louis Paster, gemeinsam mit Émile Roux waren es, die im selben Jahr den Impfstoff gegen Milzbrand entwickelten. Im Jahr 1928 wurde von Alexander Fleming die immense Tragkraft der Antibiotika für unsere Gesundheit erkannt. Dies sind nur einige kurze Daten - allerdings immens wichtige Daten.

Durch diese ,,Erfindungen’’ kam es zu einer ungeahnten Explosion der Lebenserwartung. Vorher starb der überwiegende Großteil der Kriegsopfer keineswegs an Gewalteinwirkungen, sondern an Hunger, Kälte und Infektionen. Desweiteren - und noch wichtiger - ging die Kindersterblichkeit zurück. Impfstoffe sorgten nun dafür, dass Kinder nicht mehr an Masern, Pocken oder Diphtherie verstarben.

Bild: CDC/unsplah. Dieses Bild wurde verändert.

Das Dilemma von König Edward I. und seiner Frau, Königin Eleanor scheint hier geeignet um diese Tatsachen zu untermauern. Deren Sohn Edward II. bestieg, als erhoffter männlicher Nachfahre, nach dem Tod seines Vaters den Thron. Vor diesem ,,Glücksfall’’ starben 10 von 15 Kindern in der Kindheit und nur fünf erreichten das elfte Lebensjahr.

Von diesen Sprüngen der Medizin können unser steinzeitlichen Vorfahren nur träumen. Vor der Domestizierung der Tierwelt kannte der Homo sapiens die meisten Infektionskrankheiten noch gar nicht. Mutierte Rinderviren sind vermutlich der Auslöser von Masern und Pocken, Typhus bekamen wir von unterworfenen Hühnern und Erkältungsviren stammen von Wildpferden. Dr. Michael Greger bring es in seinem Buch How Not to Die auf den Punkt: ,,Wie oft hatten Wildpferde wohl die Gelegenheit, in Menschengesichter zu niesen, bevor sie gebrochen und gezähmt wurden? Davor waren gewöhnliche Erkältungen wahrscheinlich nur unter Pferden gewöhnlich.’’

Doch es kam noch schlimmer. Die landwirtschaftliche Revolution hatte, neben dem ersten Auftreten von Infektionskrankheiten weitere Konsequenzen. Untersuchungen von Fossilien zeigen, dass es mit der Lebenserwartung und der Gesundheit der Bauern bergab ging. Sie bewegten sich weniger und von einer ausgewogenen Ernährung war nicht mehr viel zu sehen. Der Anbau von Weizen oder die Unterwerfung von Tieren kam der Bequemlichkeit gerade Recht. Milch von einer fremden Spezies vor der Höhle zu trinken ist ohne Zweifel komfortabler als stundenlang im Wald nach Früchten zu suchen. Auch die Gesundheit der Knochen und Zähne ging zurück.

Bild: Johannes Plenio/unsplah. Dieses Bild wurde verändert.

Vor diesem extremen Wandel war die Kindersterblichkeit extrem hoch, weshalb die durchschnittliche Lebenserwartung auf 30-45 Jahre beziffert wird.

Erreichten Sammler und Jäger jedoch diese Grenze, hatten sie die besten Aussichten 60, 70 oder auch (seltener) 80 Jahre zu werden - dies alles ohne moderne Medizin. Ohne Antibiotika, Impfstoffe und Organtransplantationen erreichten auch andere historische Figuren wie Galileo Galilei (77), Isaac Newton (84) und Michelangelo (88) ein stolzes Alter. Im Urwald erreichen selbst Schimpansen oft das sechzigte Lebensjahr.

Wir leben in einer Zeit, in welcher Diabetes, Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte als die Norm gelten - noch nie waren diese Hauptrisikofaktoren für so viele Krankheiten so prävalent wie heute. Probleme die von uns selbst erschaffen wurden. Gene und andere Umweltfaktoren wie Rauchen oder wenig Sport tragen ohne Frage auch ihren Part bei. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass wir die genetische Voraussetzung haben im Durchschnitt das 100ste Lebensjahr zu erreichen. Wir müssen diese Gene nur richtig einsetzen. Falsche Ernährungsentscheidungen sind Hauptrisikofaktor Nummer 1 für eine frühere Sterblichkeit - dies zeigen die Wissenschaftler der Global Burden of Disease Study, welche Daten aus der ganzen Welt auswerteten (GBD 2017 Diet Collaborators, 2019).

Durch diese Informationen kannst du dir nun die Frage selbst beantworten. Wird der Mensch wirklich immer gesünder und älter?

Veröffentlicht am 14.09.2020