Analyse unseres Kalbsbratens mit Gemüse

Neben einer Vielzahl an Daten, welche rotes Fleisch in Verbindung mit unseren klassischen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Larsson/Orsini, 2014) und Diabetes mellitus Typ 2 (Pan et al., 2011) stellen, wird es laut WHO, wie anderswo besprochen, als Klasse 2a karzinogen (wahrscheinlich krebsauslösend) eingestuft (International Agency for Research on Cancer, 2015), wie z.B. Studien, die rotes Fleisch in Verbindung mit Darmkrebs (English et al., 2004) stellen, zeigen. Eine Zusammenfassung von Einzelstudien, welche die Ergebnisse mehrerer Einzelstudien untersuchte, legte klar dar, dass das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken statistisch signifikant höher bei denjenigen Menschen war, welche mehr rotes Fleisch konsumierten (Chan et al., 2013).

Die Professorin für ernährungsphysiologische Epidemiologie, Alicja Wolk, machte sich 2016 die Mühe über 400 Studien zum Thema ,,rotes Fleisch'' zu untersuchen und auszuwerten (Wolk, 2016). Dabei kam sie zum Ergebnis, dass es klare Hinweise dafür gibt, dass rotes Fleisch in Verbindung mit chronischen Erkrankungen und früherer Sterblichkeit steht, sowie eine ständige Belastung für unsere Umwelt darstellt. Zu den schädlichen Inhaltsstoffen zählen unter anderem gesättigte Fettsäuren, Cholesterin, Häm-Eisen, tierisches Protein, Carnitin und Cholin sowie heterozyklische aromatische Amine.

Bild: Doruk Yemenici/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Cholesterin und gesättigte Fettsäuren

Hohe Cholesterinwerte und hoher Blutdruck zählen zu den Hauptrisikofaktoren von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Gesättigte Fettsäuren stehen in einem engeren Zusammenhang mit hohen Cholesterinwerten wie Cholesterin in der Nahrung selbst (Clarke et al. 1997), aber nur insofern Cholesterin auch zugeführt wird (Fielding et al., 1995, Tabelle 3 - kein Link vorhanden). Nichtsdestotrotz sind Lebensmittel mit den höchsten Cholesterinspiegeln gleichzeitig diejenigen, mit dem höchsten Gehalt an gesättigten Fettsäuren. Zu diesen zählt natürlich auch unser geliebter Kalbsbraten.

Zudem behindern gesättigte Fettsäuren deine Gefäße daran sich zu weiten (Keogh et al., 2005), sollte in einem Körpergewebe mehr Blut gebraucht werden. Wenn du Sport betreibst, wird je nach beanspruchter Muskelgruppe jeweils mehr oder weniger Blut gebraucht, um die nötige Energie aufbringen zu können. Auch nach Verletzungen, Operationen oder intensiven Trainingseinheiten sollte für das beanspruchte Gewebe eine optimale Blutzufuhr gewährleistet werden. Dies wird wie oben beschrieben durch gesättigte Fettsäuren maßgeblich beeinträchtigt.

Bild: Andy Kelly/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Carnitin und Cholin

Carnitine und Choline sind Moleküle, welche unsere Darmbakterien in ein Molekül namens TMA und schließlich unsere Leber in TMAO (Trimethylamin-N-Oxid) umwandelt. Dieses Molekül steht in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atherosklerose und Tumorerkrankungen (Harvard Medical School, 2019). Unser Körper benötigt keine Zufuhr von Carnitin und nur eine geringe Zufuhr von Cholin von außen. Cholin kommt in geringen Spuren auch in Pflanzen vor, also müsste dieses TMAO auch bei Menschen, die sich vegan ernähren ansteigen, wenn sie Cholin in Früchten zu sich nehmen oder? Nein! Eine Untersuchung, in welcher ein Veganer für die Wissenschaft ein Steak aß, beobachtete, dass bei diesem Probanden kein TMAO gebildet (Koeth et al. 2011) wurde, was darauf zurückzuführen ist, dass unsere Darmflora sehr variiert (David et al., 2014) und diese ,,guten'' Darmbakterien kein TMA bilden. Leider erklärte sich nur ein einziger Veganer bereit an dieser Carnitin-Challenge teilzunehmen, doch wirft dies neue Fragen auf, welche hoffentlich in Zukunft geklärt werden können.

Cholin kommt nebenbei auch noch in Eiern vor, welches mit erhöhtem Prostatakrebsrisiko in Verbindung steht (Richman et al., 2012).

Bild: Annie Spratt/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Heterozyklische aromatische Amine

Heterozyklische aromatische Amine hört sich nach einem ziemlich gut durchdachten Fachbegriff an. Eine Abkürzung für eines dieser Amine lautet PhIP - an diese Bezeichnung kann man sich vielleicht besser erinnern. Diese Moleküle bilden sich während des Erhitzens von proteinreichen Nahrungsmitteln, wie Fleisch, und können in deinem Körper mit deinem Erbgut (DNA) reagieren, in einer Zelle eine Mutation auslösen und so zu Tumoren z.B. des Dickdarms oder der Brustdrüsen führen (Butler et al. 2003; Rohrmann et al., 2009)

Zum Glück haben wir noch das Gemüse auf dem Teller. Vollgestopft mit Vitaminen, Ballaststoffen und Antioxidantien hilft es uns ein langes und gesundes Leben zu führen. Antioxidantien in der Nahrung sind in der Lage die Steifheit deiner Gefäße nach einer fettreicher Mahlzeit teilweise zu neutralisieren (Espasito et al., 2003). Also wenn du unbedingt ein Stück Kalbsbraten verschlingen willst, tu dies mit reichlich Gemüse als Beilage. Besser jedoch du bildest den Großteil deines Tellers aus buntem Gemüse und am besten du lässst den Braten komplett weg und konzentrierst dich nur auf deine Gemüseportion.

Referenzen

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