Ein richtiger Mann isst Fleisch.

Fangen wir mit einem kurzem Test an: Ordne die folgenden Lebensmittel Männern oder Frauen zu: Bier, Salat, Steak, Quinoa-Bowl und Schweinshaxe. Babyleicht wahrscheinlich. Ein richtiger Mann, stell ihn dir vor: mit einem Bier in der Hand steht er am Grill und versorgt die ganze Familie mit saftigen Steaks. Noch dazu ist er stark, muskulös und behaart. Das ist unser ziemlich vereinfachtes, klischeehaftes Bild von einem typischen Mann. Gekennzeichnet von Merkmalen, die sich auch im Essverhalten vieler Männer widerspiegeln. Noch heute sind etwa doppelt so viele Frauen Vegetarierinnen und Veganerinnen als Männer. Wer Fleisch von seinem Speiseplan streicht, der scheint einen Teil seiner Männlichkeit gleich mit abzugeben.

Doch woher rührt das? Wer früher Fleisch essen wollte, musste das Tier selbst jagen und es erlegen. Dies war (meist) Männerarbeit und ist ein Bild, das noch heute unbewusst in unseren Köpfen manifestiert ist. Die Werbung macht den Rest: Mit ,,Man Food’’ oder ,,What a man eats’’-betitelte Fleischwerbungen sind keine Seltenheit - so sieht perfektes Marketing der Fleischindustrie aus. Als unvergessen gilt auch die Aussage aus Escape Plan mit Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone: ,,Du schlägst wie ein Vegetarier”, was den Eindruck vermittelt, dass Menschen, die Mitgefühl mit Tieren zeigen, auf keinen Fall so heftig zuschlagen können, wie ein ,,richtiger’’ und fleischessender Mann es kann.

Bild: Carles Rabada/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Seit der Steinzeit hat sich allerdings einiges verändert. Vor nicht allzu langer Zeit galt der Mann noch als Familienoberhaupt, der einzig und allein die Familie versorgte. Die Frau hingegen übernahm die Verantwortung für den Haushalt und die Kindererziehung. Heute gleichen sich diese Aufgaben zunehmend an. Auch die Tatsache, dass Frauen an der Wahl teilnehmen dürfen, ist eine ziemliche Neuheit. Teilweise wurde dies erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts möglich gemacht wurde. In der Schweiz dürfen Frauen sogar erst seit 1970 offiziell wählen. Warum? Politik schien eben Männersache zu sein. Jetzt erscheint frauen-gemachte Politik meist ganz normal. Das beste Beispiel ist wohl Angela Merkel, eine der einflussreichsten Personen des frühen 21. Jahrhunderts.

Ist es deshalb nicht an der Zeit, diese Denkweisen über Bord zu kippen und nicht mehr an den immerselben Stereotypen festzuhalten? Können wir uns nicht darum bemühen, eine Welt zu schaffen, in welcher alle Beteiligten die ihnen zustehenden Rechte genießen können? Sowohl Menschen als auch Tiere. Wir sollten unseren Status nicht mehr an der Tatsache messen, dass wir fremden, unschuldigen Tieren milliardenfach das Leben nehmen, sondern vielmehr daran, wie einfühlsam wir mit allen Lebewesen der Erde umgehen.

Bild: Alexander Redl/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Fürsorge und Einfühlsamkeit entwickeln sich immer mehr zu Charakteristika, die nicht nur Frauen zugesprochen werden. Diese Eigenschaften können wir auch ins tägliche Leben integrieren. Wem, außer unseren Liebsten, nützen sie auch, wenn wir uns nicht bemühen, sie in allen Lebenssituationen auszuleben? Unser Mitgefühl sollte auch den Leidenden gelten, denjenigen Lebewesen, die ihre Beine nur zu dem einen Zweck auf diese Welt setzten: um auf unseren Tellern zu landen. Für sie kann jeder Tag der letzte sein - abhängig davon, welches Schicksal für sie von uns Menschen vorbestimmt ist.

Ein moderner Mann kann Sport treiben, Bier trinken, behaart sein - doch er soll auch Nächstenliebe und Freundlichkeit zeigen. Verabschieden wir uns von dem ,,klassischen’’ fleisch-essenden Männerbild und wagen wir uns in eine gerechtere Zukunft. Indem wir nett zu einander und unseren nicht-menschlichen Freunden sind, setzen wir den Grundstein für eine bessere Welt.

Veröffentlicht am 09.11.20