Veganer müssen Vitamin B12 supplementieren. Das kann nicht natürlich sein.

Nahrungsergänzungsmittel, ohne Frage, haben sich in den letzten Jahren zu Milliardenunternehmen hochgemausert. Wenn dir also jemand die fleischlastige Atkins- oder Keto-Diät andrehen will, so kannst du dir sicher sein, dass du dir im nächsten Augenblick einige Nahrungsergänzungsmittel zulegen solltest. Wo solltest du auch das benötigte Vitamin C oder Folsäure bekommen, wenn nicht durch Pflanzen?

Wenn du dich allerdings von vollwertigen Pflanzen ernährst - und dies natürlich auf einer abwechslungsreichen Basis, so läufst du kaum Gefahr einen Nährstoffmangel zu bekommen. Kritische Nährstoffe gibt es aber wirklich - und diese solltest du kennen. Neben Vitamin B12 zählen auch noch Vitamin D, Vitamin K2, langkettige Fettsäuren (DHA, EPA) oder Zink zu denjenigen. Die größten Ernährungsgesellschaften der Welt, weisen allerdings darauf hin, dass eine vegane Ernährungsweise für alle Lebensabschnitte geeignet ist, inklusive Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglingsalter. (ADA Report)

Aber genug nun. Konzentrieren wir uns auf das Vitamin B12. Es soll hier stellvertretend für alle Nährstoffe stehen. Als erstes sei gesagt, dass zwei Querschnittsstudien unter anderem zeigten, dass vegan lebende Menschen - auch weil sie Supplemente zu sich nehmen - nicht öfter an einem Vitamin B12 Mangel leiden als Mischköstler. (Schüpbach et al., 2017; Nebl et al., 2019)

Dennoch spricht die überwiegende Mehrzahl der Gegner dem Veganismus - weil sie es nicht besser wissen - dessen Natürlichkeit aufgrund des Mangels dieses B-Vitamins ab. Was sie allerdings nicht zu wissen scheinen ist, woher Vitamin B12 eigentlich stammt:

Bild: Halacious/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Dieser essentielle Nährstoff, auch als Cobalamin bezeichnet, wird von Mikroorganismen im Erdboden gebildet. Tiere nehmen diese Bakterien durch das Fressen von Gras oder durch Erde verunreinigtes Heu auf und können das Endprodukt in ihren Muskeln speichern. So entsteht der Irrglaube, dass Tiere für die Synthese von B12 verantwortlich sind. Frühere Generation waren sogar in der Lage dieses Vitamin durch Konsum von Bergwasser oder ungewaschenem Gemüse zu sich zu nehmen - dies ist heutzutage allerdings nicht mehr möglich. Unsere Böden wurden dermaßen bearbeitet, dass es an den nötigen Mikroorganismen mangelt. Auch das Wasser wurde so ,,desinfiziert’’, dass es keine Quelle für Vitamin B12 mehr darstellt. Gleichzeitig können wir uns aber glücklich schätzen. Lieber schütze ich mich mit sauberem Trinkwasser vor Seuchen, wie Cholera oder Typhus. Das ist der Preis für eine steigende Hygiene.

Bis zu 99% der verzehrten Tiere stammen in der heutigen Zeit aus Massentierhaltung. Diesen erbarmungs-bedürftigen Kreaturen mangelt es nicht nur an Sonnenlicht, sozialen Kontakten und Platz, sondern auch an Vitamin B12.

Woher sollten sie es auch bekommen? Die meisten sehen nie eine grüne Grasfläche mit eigenen Augen und nie wird ihnen ein Atemzug an der freien Luft gewährt. Dies führt dazu, dass dem geläufigen Kraftfutter Cobalamin in Form eines Supplements zugeführt werden muss. Indem wir nun den Mittelmann ,,Tier’’ auslassen, und das Supplement direkt zu uns nehmen, kann dieses ganze Leid verhindert werden. Und die anderen Inhaltsstoffe, wie gesättigte Fettsäuren, tierisches Protein oder Cholesterin werden auch eliminiert. Eine wahre Win-Win-Situation.

Bild: Annie Spratt/unsplash. Dieses Bild wurde verändert.

Ganz zum Schluss noch sei gesagt, dass ältere Menschen über 65 Jahren des Öfteren unter einer Unterversorgung von Vitamin B12 leiden, da ihre Darmschleimhaut das Vitamin nicht zur Genüge aufnehmen kann, was das Problem der Unterversorgung zu einem nicht-exklusiven Problem von Veganern macht. Daten zeigen, dass unter den Menschen >60 Jährigen ~6% an einem Vitamin B12-Defizit leiden, während nahezu 20% Grenzwerte aufweisen. (Allen, 2008)

Sollte jemand die oben genannten Argumente nicht verstehen oder akzeptieren, kannst du diejenige/denjenigen fragen, woher sie/er ihr Jod bekommt. Wahrscheinlich wie jeder andere Mensch auch: durch mit Jod angereichertes Speisesalz, was auch irgendwie einem Supplement entspricht. Die wenigsten Menschen in Südtirol erreichen ihren Tagesbedarf an Jod wahrscheinlich durch natürliche Jodquellen wie Meeresalgen oder Fisch. Außerdem werden viele Nahrungsmittel mit Folsäure angereichert - zum Glück, denn dadurch konnte die Rate an Geburten mit Neuralrohrdefekten wesentlich gesenkt werden.

Referenzen

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